Aus unserer Arbeit der Röntgenbefundung: Isolierte Rotation zwischen Atlas und Axis
wir werden oft gefragt, wozu wir denn bitte die Röntgenbilder bräuchten, andere kämen doch auch ohne sie aus. Um das zu erklären wollen wir hin&wieder mal Bilder zeigen, die das hoffentlich illustrieren. Bei dieser jungen Dame (Teenager) sieht man ein isoliertes funktionelles Problem.
Diese Dinge sind weder mit rein morphologischer Analyse noch gar durch Palpation zu erschließen, sie helfen uns aber enorm, die Behandlung präziser zu gestalten.
Fangen wir am Kopf an:
- Wie man den Konturen der Mandibularäste entnehmen kann steht der Kopf ungekippt und ungedreht. Sie projizieren sich fast exakt aufeinander, die minimale Differenz ist durch den Strahlensatz erklärt, da die filmfernere Hälfte etwas größer abgebildet wird. Die McGregor- Linie (obere Tangente an den harten Gaumen zu kaudaler Tangente an die Hinterkante des Foramen magnum) weist deutlich nach unten, was für eine Kopfneigung spricht.
- Der Atlas steht ebenfalls strikt neutral: die Hinterkanten der Massae laterales projizieren sich übereinander und die beiden Bögen des Arcus dorsalis ebenfalls; die minimale Doppelkonturierung ist vernachlässigbar.
- Interesant wird’s dann ab C2: Da sieht man auf den ersten Blick nicht, wo was ist. Das eine Foramen transversum projiziert sich ungewohnt weit ventral und ‚ganz rund‘. Davor die Schulter der zugehörigen Gelenkpartie, die vor dem Densschatten zu sehen ist. Der Arcus dorsalis ist deutlich doppelkonturiert und die Gelenke C2/C3 sind weit auseinander. Dabei sind die Proc. articularis sup. auf gleicher Höhe, es liegt also eine reine Roatation vor und keine Kippung.
- Diese Rotation geht nach kaudal weiter, wenn auch von Etage zu Etage verringert.
Was zeigt uns dieses Bild?
Eine reine Rotation ausschließlich zwischen C1 und C2, ohne die eigentlich ‚dazugehörende‘ synkinetische Skoliosierung. Das läßt auf eine relativ frische Irritation der Kopfgelenke schließen. Wenn man hier untersucht und sich überlegt zu behandeln hat solch ein Bild auch die Funktion, den Behandler alert zu machen, damit nicht zu dicht am Trauma manipuliert wird.
Der Befund ist rein funktionell pathologisch; die Morphologie ist absolut unauffällig. Wenn man bei so einem Fall das zugehörigen MIR anschaute würde das keinerlei Rückschlüsse auf die hier zu sehenden Auffälligkeiten zulassen.