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Monokausalität – ein verbreiteter Denkfehler

Keiner – wir schon gar nicht – soll so tun, als ob er/sie immun sei: das Suchen nach dem Grund, der Ursache ist weit verbreitet bei Patienten und Medizinern. Monokausalität gibt Sicherheit – und Überprüfbarkeit. Wir hätten es gerne eindeutig und feststehend. Eine und nur eine Ursache, bitte, und dabei soll es dann auchttp://www.elsevier.de/plusimweb/bookinfo?content=978-3-437-21831-6h bleiben. Aber schon eine simple Gastritis hat halt viele auslösende Faktoren…

Neben der Veranlagung – der eine ‚bekommt es am Magen‘, die andere reagiert eher mit Migräne oder Venenentzündung – spielen immer mehrere Verursacher mit. Das schwere Essen ist dann der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt, aber der Streß im Büro, der Ärger mit den pubertierenden Kindern und das kaputte Auto mit der teuren Reparatur haben den Boden bereitet, auf dem dann die akute Problematik blüht.

Für Kopfschmerz und Rückenbeschwerden gilt dasselbe. Ich habe keinen über 30 erlebt, bei dem/der nicht solche auslösenden Faktoren zu finden waren, macht man sich die Mühe, danach zu suchen. Natürlich haben sie auf dem MRI ihre Bandscheibenprobleme – aber das ist die Nebenseite und noch lange kein Grund, gleich zu operieren. Es ist aber für alle Beteiligten schmerzhaft und unangenehm, so in die Tiefe&Breite zu gehen. Bleibt man bei der Monokausalität, muß man dem Patienten nicht aufs Fell rücken und ist auf Abstand.Nun haben wir bei unseren Patienten oft den Vorteil, dass sie all das schon hinter sich haben – und es hatte nichts gebracht auf die Dauer, sonst wären sie ja nich bei uns gelandet. Sie sind also bis zu einem gewissen Punkt bereit, über das vorher Versuchte hinauszugehen.

Im ersten Anlauf war es nicht selten so, daß ein Symptom benannt und erkannt wurde, dann ins Latein übersetzt – und die Diagnose ist fertig. Der Patient kommt mit Kopfschmerz – er /sie hat einen ‚Spannungskopfschmerz‘ und dann iss gut, wie man im Ruhrpott sagen würde. Eine Patientin klagt über vielfältige Muskel- und Gelenkschmerzen – klar: Sie hat eine Fibromyalgie. Die Schulter schmerzt seit Wochen – ‚Sie haben eine Brachialgie!‘ –  Ditto.

Dahinter stehen aber oft Lebenskrisen, jahrelanges Fehlverhalten, chronische Entgleisungen des Stoffwechsels oder andere  Langzeit- Veränderungen. Ich sage weiß Gott nicht, dass wir immer in der Lage sind, diese strukturellen Probleme zu behandeln oder auch nur genau zu fassen. Aber man muß es zumindest versuchen. Sonst greift die Therapie viel zu kurz und begnügt sich mit dem Kurieren von Symptomen. Und – Sie sehen es an der Fülle der beteiligten Funktionsebenen – es ist bei weitem nicht alles mit ‚Einrenken‘ behandelbar. Manualmedizin gibt uns den Werkzeugkasten in die Hand, auch die Verdauung und das Gemüt besser beurteilen zu können, als wenn man dem Patienten auf zwei Meter Abstand gegenüber sitzt. Aber man muß ‚Hand anlegen‘, ihm/ihr ‚auf die Pelle rücken‘ – das liegt nicht jedem.

Das Suchen nach diesen echten Ursachen ist immer Teamwerk. Wir Ärzte bringen unser Know-how ein – und eine gewisse professionelle Distanz. Die Patienten kennen sich selber aber am besten und nur gemeinsam werden wir eine Chance haben, weiter zu kommen. Dabei stehen sich körperliche und seelische Aspekte nicht diametral gegenüber, sondern ergänzen sich. Unser Ansatz mus psycho & somatisch sein, sonst verdient er die Bezeichung Medizin nicht.Es gibt wunderbare Lehrbücher der psychosomatischen Medizin (z.B.Verlagsmitteilung ‚Uexküll‘) , aber sie ist halt meiner Meinung nach nicht eine extra Fachrichtung, sondern Basis allen ärztlichen Handelns.

Das ist aber ein verdammt hoher Anspruch, den man da an sich und seine Kollegen hat. Ihm können nur ganz Wenige in der Tretmühle einer Kassenpraxis gerecht werden. Ich sicher nicht – was für mich mit der Hauptgrund war, dies nie versucht zu haben. Ich bin schon nach den knapp 30 Patienten, die ich an einem Arbeitstag sehe, fix&fertig. Hat man sich aus dieser Zwangjacke der Monokausalität befreit betritt man ein Areal, auf dem es keine statistisch fixierbaren Wahrheiten gibt. Schon bei 3 Variablen tillt die Evidenzierung. Und drei Variablen reichen fast nie, um die Situation eines Patienten zu beschreiben – sieht man von den ganz Kleinen ab. Aber auch da steht eine Familie dahinter…

Also: keine tollen Totalkonzepte, keine ’neuen‘ Heilsversprechungen, sondern ganz demütige ärztliche Hand- und Kopfarbeit. Gemeinsam und immer eingedenk der Tatsache, dass es fehlerfreies Arbeiten auf dieser Erde nicht gibt; aber man muß danach streben, um auch nur ein Minimum an ‚Güte‘ der Therapie zu erreichen – durchaus im Doppelsinn dieses Wortes.

 

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