Nur 10% Mensch…
Eigentlich sind wir nur im allerersten Moment, wenn wir das Licht der Welt erblicken, zu 100% ‚wir selber‘ – und auch da sind Zweifel angebracht. Kurz danach jedenfalls beginnen Bakterien, Pilze und Viren uns zu besiedeln, und vom Kleinkind bis zum Greis tragen wir für jede Körperzelle 10 ‚Untermieter‘ mit.
Das Gros dieser mit uns kooperierenden Mitfahrer sitzt im Darm, aber von der Scheidenschleimhaut bis zu den Nasennebenhöhlen gibt es keine Körperober- oder -innenfläche, die nicht in irgendeiner Weise bewohnt ist.
90% ‚freundliche‘ Untermieter: Dass diese Einzeller mit uns eng zusammenleben und -arbeiten ist seit Jahrzehnden bekannt. Früher war man da auch sensibler und baute dies mehr in die Therapie ein. In den 60ger- 90ger Jahren gerieten diese wichtigen Aspekte unseres inneren Gleichgewichts etwas in Vergessenheit bei vielen, zumal man glaubte, mit unseren hochwirksamen Antibiotica darauf keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen. Die Verschwendung derselben in der industriellen Viehhaltung hat nun dazu geführt, dass wir in absehbarer Zeit kaum noch wirksame Mittel gegen die wirklich aggressiven Keime haben werden. Kein Wunder, führt man sich vor Augen, dass 2/3- 3/4 aller Antibiotica in der Veterinärmedizin verbraucht werden.
Wenn man von 10 oder 20 Jahren die Frage der Darm- und Rachenflora bei Behandlungen ins Spiel brachte wurde man schnell in die ‚alternative‘ Ecke gestellt – „alles nicht bewiesen und validiert!“ Was wohl stimmt – und kaum verwundert – wenn man sich vor Augen führt, wie viele Variablen da mit eingehen.
Bei uns in der Praxis ist Symbioflor eines der meistverordneten Medikamente, Sie werden sich zu Recht fragen, was das mit manueller Medizin zu tun hat. Nur ein Beispiel: Halsverspannungen führen zu Mundatmung – diese zu Rachenwegsinfekten. Dann kann man gerne die HWS freimachen, das betroffene Kind wird weiter durch den Mund atmen, weil hinten alles zugeschwollen ist. Wenn man sich darum nicht kümmert, ist schnell wieder alles so wie vorher.
Wir beschäftigen uns also sehr intensiv mit diesem Thema, auch in der Mitbehandlung bei Allergien und chronischen Atemwegsinfekten. Was nützt es, die Brustwirbelsäule zu deblockieren, wenn man nicht zeitnahe hilft, Rückfälle in die zugrundeliegenden chronischen Atemwegsinfekte zu verhindern. Und da trifft man dann nicht allzu selten auf x-fache ‚Antibiotica-Kuren‘, die eben immer nur so lange ‚helfen‘ (man muß das wirklich in Anführungszeichen setzen!), wie sie gegeben werden. Ein paar Tage später ist es wieder das gleiche Elend. Wir wildern da zugegebenermaßen (aber nicht freiwillig) in internistischen Regionen und versuchen auch immer, das wieder an die Hausärzte abzugeben.
Aber es gehört halt zu einer ganzheitlichen Sicht der Dinge, nicht nur das mechanische. sondern auch das immunologische Gleichgewicht unserer Patienten im Auge zu behalten.