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Sitzen ist das neue Rauchen

Heben&Sitzen, der Alltag – besser: z.B. Stehpult

Ein Stuhl oder Sessel ist eine relativ neue Konstante in unserem Alltagsleben. Zwar gibt es schon seit  tausenden von Jahren Darstellungen von Sitzgelegenheiten, aber ’normal‘ war das nicht. Bewegen war normal. Erst als sich – vor wenigen Jahrzehnten – die Lebenswirklichkeit immer mehr von Landwirtschaft und Handwerk in Richtung Büro und Kantor verlagerte, verlor der Sitz seine besondere zeremonielle Funktion. Man thront nicht mehr, wir sitzen. um unsere Brötchen zu verdienen – und bewegen uns immer weniger. Das ist bekannt, aber daß viele Mitmenschen pro Monat weniger als einen Kilometer gehen, sollte uns schon erschüttern (laut BBC und NHS).

Und dann wird das doch noch überall so bequem wie möglich gemacht! Ob man da von einem Bärendienst sprechen kann ;-)?

Der Titel dieses Beitrags kommt von einem Lancet– Artikel in 2012, der wohl am prominentesten diese Beobachtung berichtete. Man könnte vielleicht auch sagen: Sitzen ist so gut wie Zucker – kurzfristig durchaus lecker und angenehm, aber langfristig und in Mengen eben sehr bedenklich.

Vieles vom dem, was heute medizinisch versorgt werden muß. ist ein Passungs- Problem – wie es T.v.Uexüll, der Begründer der Psychosomatik nannte; was er meinte ist, daß unsere genetische Grundausstattung nicht zu unserer Realität paßt. Der Mensch ist als Dauerläufer und Marathon- Jäger gebaut, und nicht, wie manche anderen Wirbeltiere, zum tagelangen Dösen, gar im Sitzen. Da wir unsere Arbeitshaltung nicht ohne weiteres hinnehmen müssen, kann man auch als zugezogener Arzt nicht davor die Augen verschließen, wie unsere Lebenswirklichkeit uns durch Bequemlichkeit versaut. Gerne sagen wir: „Da ist nichts zu machen!“ – Oder es werden gerne die zu mehr kurzfristiger Bequemlichkeit führenden ‚ergonomischen‘ Stühle etc. gefordert und geboten.

Man könnte sich ja mal fragen, ob viele Betroffene damit einverstanden wären, alle 20 Minuten durch kleine Stromimpulse am Hintern zum Aufstehen ermuntert zu werden.

Wenn – manchmal mit viel Aufwand – höhenverstellbare Schreibtische installiert werden, sollte man nach einigen Wochen überprüfen, wie viel davon effektiv umgesetzt wird. Ich habe ganz klitzekleine Zweifel, ob der genutzte Prozentsatz mit dem bezahlten Aufwand in einem vernünftigen Verhältnis steht. Natürlich ist es schön, wenn man seine Siebensachen komplett hochschieben kann auf eine steh- Arbeitshöhe, aber zum aufrecht Arbeiten ist der Wille dazu wichtiger als eine teure Hydraulik.

Alles, was in Richtung stehend Arbeiten geht, ist prima. Alles, was zur Bewegung animiert, ist gut. Zum Beispiel ist es sehr clever, Großraumbüros den zentralen Drucker in einer entfernten Ecke zu stellen – dann muß man immer mal auf die Beine, wenn man was ausgedruckt hat und es holen will. Und möglichst nicht in die Ecke der Kaffeemaschine – da geht man ‚eh gern hin. Aber das wäre wohl zu viel verlangt; nun haben wir es leicht: unser Job ‚Hält uns auf Trab‘;  bei uns im Haus ist eine Internet- Firma, und es ist schockierend, etliche der jungen Leute nicht die Treppe nehmen, sondern den Aufzug – für anderthalb Stockwerke! In der täglichen Realität kann man 100 Kleinigkeiten ändern, um wieder zu einem Minimum an ‚Passung‘ zu kommen.

Während früher eher Überlastungsschmerzen, z.B. nach zu viel Bücken und Tragen, das Bild prägten, geht es jetzt meist um mangelnde Belastung oder ungutes Sitzen. Die Antwort ist aber in aller Regel nicht ‚gutes‘ Sitzen, sondern Bewegen. Und zwar nicht Samstags eine Stunde oder zwei, sondern während der Arbeit – immer wieder.

Quelle Standsome

Einstein am Stehpult 1904 in Bern

Neben dem guten alten Stehpult, das bekannt sein dürfte, ist uns kürzlich ein Schreibtischaufsatz zum aufrecht Arbeiten untergekommen (www.standsome.com), das von einem Start-up in der Rhein-Mai-Gegend kommt. Mit wenig Aufwand kann man so eine Arbeitsfläche erreichen, auf der man stehend z.B. am Laptop arbeiten kann. Es ist mit in paar Griffen zusammengesteckt und macht einen soliden und attraktiven Eindruck. Auf den Schreibtisch gestellt, verwandelt er diesen in eine Arbeitsfläche zum Stehen. Wir haben es im Wartezimmer für Sie zum Anschauen hingestellt. Ggf. müssen Sie sich bei Interesse direkt mit der Firma in Verbindung setzen.

Wer alte Bilder betrachtet, merkt schnell, daß damals viele Geistesgrößen, von Goethe angefangen über Hauptmann oder Einstein (links abgebildet), immer wieder am Stehpult gearbeitet haben. Und jeder, der das ausprobiert, muß überrascht feststellen, daß man eben doch viel mehr in Bewegung ist, als sitzend. Natürlich ist das nur eine Lösung, man kann sich so was auch selber bauen; aber jahrelange Erfahrung hat uns gelehrt, daß man manchmal seinem Mitmenschen (und bei uns: den Patienten) etwas auf die Sprünge helfen muß. Und nicht jeder hat den ‚handwerklichen‘ Daumen und überwindet diese Hürde leicht. Deshalb sind wir froh, eine Lösung fetsig und schön anbieten zu können.

Letztlich ist jedes Hilfsmittel nur wirksam, wenn dahinter jemand auch will, es langfristig benutzt wird. Der Tafelaufsatz allein macht noch kein aktives Stehen – -genau so, wie die Wand mit Fachbüchern noch keinen Wissenschaftler macht. Ums Tun bzw. Lesen kommt man nicht rum.

Es ist ein Umstellen der Arbeitsumstände, ein Umdenken, ein Prozeß.

Viel Glück&Energie dabei!

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