Strahlenschutz und Risiko- Abwägung
Es ist gut&richtig, bei allem, was man seinen Patienten zumutet, ein Minimum an Risiko und Belastung anzustreben. Das gilt auch und besonders für die Strahlenbelastung bei Röntgen.
Wir erleben immer wieder, dass Patienten oder Angehörige deshalb Röntgenbilder generell ablehnen. Um hier zu einer nüchternen und angemessenen Risiko- Beurteilung zu kommen hilft es, sich die natürliche Strahelnbelastung und die einiger Berufsgruppen vor Augen zu führen.
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Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Digitales Röntgen – von uns schon früh eingesetzt, heute verbreitet – hat die für gute Aufnahmen nötige Energie nochmals vermindert, nachdem moderne Verstärkerfolien in den letzten 2o Jahren hier schon eine Reduktion um über 80% erbracht hatten. Wir röntgen heute mit einem Bruchteil der in den siebziger oder achtziger Jahren nötigen Energie – und dabei mit besseren Ergebnissen.
Als Alternative ist der Kernspin in Erwägung zu ziehen, wenngleich damit bei weitem nicht alles darstellbar ist, was das Röntgenbild zeigen kann. Wir vermuten heute, dass die beim Kernspin eingebrachten Energien nicht biologisch schädlich sind – aber keiner weiß das so genau, und auch der Ultraschall ist hier sicher nicht ganz ohne Effekte. Ich würde z.B. bei einer Schwangerschaft auch nicht ’nur so zum Schauen‘ einen Ultraschall machen.
Man überlegt also genau, ob und wieviel Röntgen nötig ist und Sie können versichert sein, dass wir uns das bei jedem einzelnen Patienten und jedem einzelnen Bild genau überlegen. Es wird niemand ‚routinemäßig‘ geröntgt, sondern vorher die mitgebrachten Unterlagen durchgeschaut und anhand der aufgenommenen Vorgeschichte überlegt, was unabdingbar ist. Gerade bei Kindern ist es aber weitaus vernünftiger, die Bilder vorher zu machen, damit die Kinder nicht durch zweimaliges An- und Ausziehen irritiert werden. Insobesondere bei Babys hat es sich bewährt, nach Durchsicht der Fallgeschichte zu überlegen, ob ein Bild sinnvoll ist und dies dann vorher schon zu machen.
Manche Eltern bestehen darauf, dass man das Kind erst anschaut. Es kann Ihnen dann aber passieren, dass man – da die Kinder dann nicht mehr so bereitwillig mitmachen – beim Röntgen 2 Bilder braucht, was nun wirklich eine unnötige Strahlenbelastung darstellt. Dies sollte man im Kopf behalten, wenn man sich die Frage einer optimalen Ablaufplanung stellt.
Dazu kommt, dass bei Laien und Fachleuten eine doch vorsichtig formuliert ungenaue Kenntnis der bei unseren Aufnahmen eingebrachten Energiemengen vorliegt. Die hier abgebildete Graphik aus dem Scientific American stellt die verschiedenen Energiemengen in Relation und setzt diese auch ins Verhältnis zu dem, was wir schon natürlich ‚abbekommen‘ (bei jedem Gewitter wird z.B. in den Blitzen Röntgenstrahlung erzeugt) oder uns unbewußt zumuten durch rauchen oder fliegen. Wenn man sich dessen bewußt ist kann man – hoffe ich – die in unserer Praxis erhaltenen Energiemengen realistischer und gelassener einschätzen.
Unsere Röntgenbilder der Halswirbelsäule entsprechen dem ‚Arm, leg or bone-density x-ray‘ links oben auf der Grafik (0,001 mSv). Schon ein Zahnröntgen bedeutet die mehrfache Strahlenbelastung (0,005), ein Flug schlägt mit dem 10-fachen zu Buche und das (mit-)Rauchen wollen wir da gar nicht ins Spiel bringen…
Schließlich sollte man nicht vergessen, dass wir eine Hintergrundbelastung von um die 2-3 mSv/Jahr haben, und im Vergleich dazu fallen nur CT-Untersuchungen ins Gewicht.
Last not least sollte man sich die Strahlenmenge veranschaulichen, die Astronauten in der ISS zum Beispiel empfangen. Diese 72 mSv sind so kalkuliert, dass damit das Risiko einer Krebserkrankung um 3% steigt (New Scientist- Artikel hier).
Wenn man diese Menge mit der unvermeidlichen Strahlendosis vergleicht, die wir auf der Erde aushalten müssen und der Energiemenge, die für eine normale Skelettaufnahme nötig ist, werden die Proportionen noch deutlicher…