Über Hälse und Krähen..
Gleich vorab: ich bin nicht objektiv – bei weitem nicht. Mein Opa war Yoga- Lehrer (nebenher, eigentlich Schulrat) und das wurde nicht letzt an den Enkeln erprobt. Daß er mich darüberhinaus von meiner Linkshändigkeit zu ‚kurieren‘ versuchte und dafür meine Sonntage mit Schreibübungen verstopfte machte ihn mir nicht sympathischer.
Also: zum Yoga von vorn herein eine doch sehr kritische Distanz. Was kürzlich in der Süddeutschen stand faßt meine eigenen Erfahrungen aus der Praxis so gut zusammen, dass es hier zum Lesen empfohlen werden soll (Gefahren des Yoga). Schon lange vor dem Yoga gab es immer wieder ähnlich ‚überschießende‘ Vorschläge zur Leibesertüchtigung. Und großes Ehrenwort. Dies ist nicht aus Monty Python! Hier ein Beispiel von 1894.
Man sollte halt nicht vergessen, dass dieses Verfahren von relativ hypermobilen (beweglichen) und eher klein gewachsenen Südostasiaten entwickelt worden ist. Wenn wir eher sperrig-knochigen Europäer uns dieser Dinge annehmen, sollten wir die Idee dahinter übernehmen, bei der konkreten Umsetzung aber Vorsicht walten lassen. Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder Yoga- Begeisterte, bei denen wir schließlich (und gemeinsam mit den Patienten) einen gut Teil der Beschwerden als Yoga-bedingt verorten konnten. Auch Yoga- Lehrer wohlgemerkt. So ist dasStreben, vom ‚Sonnenguß‘ über den ‚herabschauenden Hund‘ bis zur ‚Krähe‘ zu kommen durchaus unterstützenswert – wenn Yogi und Lehrer dabei die lästigen biomechanischen Randbedingungen nicht aus dem Auge verlieren….
Noch mal und ganz explizit: Yoga, Meditation, Feldenkrais, Shiatsu und viele viele andere Verfahren haben ihre Meriten und gerade der sie einigende Ansatz, Körper und Geist zusammen zu bringen, kann nur unterstützt werden. Es ist aber ein Unding zu glauben, dass alles gut und nachahmenswert ist, nur weil es ein etwas exotisches Fähnchen hat. ‚Dosis facit venenum‘ (die Dosierung macht das Gift) schrieb schon Ovid….